Neubeginn

Silvester, ein Ende, ein Anfang, ein Dazwischen und die Frage: erlebe ich den Jahreswechsel überhaupt wach?

Wach sein. Wacher als gestern, wacher als im letzten Jahr. Wacher und klarer, mit dem Blick auf Gepäck, welches wir schleppen, in Rucksäcken, Taschen und Beuteln, in Herzen, Seelen und Träumen, die uns nicht schlafen lassen, fragen lassen und uns so einiges verpassen lassen.

Wir sind wach. 

Wir warten. Wir sehnen. Versuchen Trauer zu überwinden, Hoffnung zu überwintern.

Wir wachen. Über uns. Über Anteile, Seiten und Ebenen, die wir benennen, verpennen, überrennen und die uns doch zeigen wer wir sind, wenn wir jemand sind.

Wenn wir nicht gerade sitzen in Ritzen oder kauern hinter Mauern, die wir selbst geschaffen, in Löchern, die wir selbst gegraben haben. Schöne scheisse.

Ja, wenn wir uns sehen und spüren, wenn wir wachen und wachsen, wenn Jahresende ein Neubeginn wird und Tage, leere Seiten, die wir beschreiben und beschreiten, bestreiten und annehmen all die Zweifel, die Sorgen und Unzulänglichkeiten, die wir uns zuschreiben und die doch -mal ganz liebevoll betrachtet- unsere Ecken und Kanten sind, für die wir uns lieben könnten. Jedenfalls hin und wieder, jedenfalls wenn wir uns zuhören, jedenfalls wenn wir uns lassen, wenn wir es lassen zu hassen, all die Dinge, die nicht gelingen, zerspringen, wie Herzen vor Sehnsucht nach dem... was wir nicht zurückwollen oder eben doch, oder vielleicht, oder eben ... was weiß ich. 
Silvester, der Blick auf ein Buch, leere Seiten, unbeschrieben, der Blick auf das, was verbleibt für uns, leere Zeilen zum freien Gestalten, Verwalten unserer Anteile, unserer Kräfte und Ängste, Ja Ängste....denn verdammt...die haben wir auch.

Davor, dass morgen kein Morgen wird, kein Neubeginn, kein Schritt, in die richtige Richtung sondern nur ein zögerliches HALLO in einen Morgen, der nicht richtig hell werden will.

Doch wir haben gelernt, dass auch das, so sein darf, rein darf, in unsere Zeit, die wir hier mit uns verbringen, veratmen und verhandeln. Wir verhandeln.

Manchmal zäh, manchmal weniger und stehen uns nicht selten selbst dabei im Weg. Aber wir tun es. Gehen Schritte, heilen Schnitte und Wunden und Blessuren und sehen hin und wieder Licht.
Das Licht eines Morgens, der heller wirkt als gestern, ein Licht am Horizont, ein Licht, das Wegbegleiter aufstellten in der eigenen Nacht.

Wegbegleiter... wie Du und DU und Du...

Silvester, Snacks und Spiele, wissen, dass es morgen weitergeht. Der Prozess, das Ringen, das Schwimmen mit Gegenstromanlage, die wir selbst eingeschaltet haben...Irgendwann. Und nicht mehr wissen warum.

Irgendwann wird morgen Morgen sein, unsere Schultern gewärmt, und mancher Knoten gelockert, gelöst oder einfach nicht mehr wichtig. Nichtig.

Irgendwann.. Dank dir und dir und mir.

Und wenn er bleibt, der Knoten.. ist ja nicht verboten, 

dann will ich da hin, dass ICH eine andere bin. Mein Blick darauf und auch auf mich, denn letztendlich sind wir alle irgendwie Makramee.

Geformt aus Knoten, die uns nicht nur spalten, vielleicht auch halten, wenn wir sie anders betrachten und uns anders sehen, uns anders verstehen und gehen... wenn es Zeit ist zu gehen.

Silvester. Warten auf 24:00 Uhr um ins Bett oder weiter, aber auf jeden Fall gehen zu können. Mit kleinen Schritten ins Licht, in die Richtung, in die es uns zieht.

Und wenn es unsere ist... ist jede Richtung richtig.