Du schwimmst

Du lebst die Tage. Tage ohne das Licht, welches dir genommen wurde, verschüttet, vielleicht aber auch einfach gelöscht. Du wartest auf ein Urteil. Wissend, dass egal was du tust... es keine Rolle spielt, keine Auswirkung hat auf die Frage, in welche Richtung der Daumen zeigt, der dir heute noch die Welt bedeutet.

Ein Glück: egal wie ausgeht, es hat auch keine Auswirkung auf deinen Wert.

Bis zum Urteil kannst du bleiben oder gehen. Gehen kannst du immer. Und niemand außer dir kennt den richtigen Zeitpunkt. Du musst ihn nur finden. Du musst ihn bestimmen. Und letztendlich wächst er in dir mit dem Verlust der Hoffnung und dem Versinken in Stille. Aber wenn das Urteil fällt und du bereits gegangen bist... kannst du nie wieder bleiben. Das ist die Crux an der Sache und der beschissene Stein in deinem Magen.

Du schwimmst. Jeden Tag. Durch ein Meer aus Unsicherheit und Phantasie, geboren aus Nichtwissen und Ahnungslosigkeit. Du versuchst es mit Kraul- und Brustschwimmen und erreichst das Ufer doch nicht... und jeder Atemzug fällt schwer.

An manchen Tagen lässt du dich treiben. Dann geht es erstaunlich gut. Doch deine Haut schrumpelt und am Ende willst du raus. Einfach nur raus aus dem Wasser.

Festen Boden unter den Füßen. Sonne und Wind auf der Haut. Du verfluchst die Gleichgültigkeit, die in kleinen Wellen in Dich hineinschwappt weil du es nicht mehr schaffst den Kopf über der glänzenden Oberfläche zu halten.

Du bist ein guter Schwimmer. Vielleicht sogar besser als du dachtest. Aber letztendlich willst auch du nicht schwimmen bis zum Verschrumpeln. Irgendwann willst du am Strand liegen und sagen: Gut, dass ich geschwommen bin... aber noch besser, dass ich den Weg an Land gefunden habe.

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